Heute bin ich mit einem King-Klassiker fertig geworden: Das Spiel (Originaltitel: Gerald’s Game). Eine kurze Rezension:
Wer glaubt, dass die Szene, in der eine Frau, die mit Handschellen an ein Bett gefesselt wurde, und sich versucht aus dieser misslichen Lage zu befreien, nachdem ihr aufdringlicher Gatte wegen eines durch einen Fußtritt ausgelösten Herzanfalls das Zeitliche gesegnet hat, niemals ein ganzes Buch füllen kann, der irrt.
King nimmt uns auf ca. 500 Seiten mit auf eine Reise in das Innenleben von Jessie Burlingame, wobei der erwartete kingtypische Nervenkitzel natürlich nicht ausbleibt. Der Leser wird mit seinem eigenen Urinstinkten konfrontiert und sucht selbst nach Möglichkeiten, wie eine Befreiung möglich wäre. Durch die Flashbacks zurück in Jessies Kindheit versteht der Leser immer mehr, wie sie in eine solche Lage kommen konnte und lernt, ihre Ängste nachzuvollziehen. Kindesmissbrauch, Schizophrenie, Todesangst, Wahnsinn und sogar eine kurze – aber deswegen nicht weniger verstörende – Kriminalgeschichte begegnet dem Leser und erhalten die Spannung durchgehend aufrecht.
Auch körperliche Leiden der Gefesselten erstaunten und schockierten mich immer wieder, weshalb ich dieses Buch nur jemandem mit starken Nerven und einem niedrigen Würgereiz empfehlen möchte. Trotz oder gerade wegen dieser makaberen Szenen ist es bis zur letzten Seite ein unglaublich fesselndes Buch.
Besonders gefallen haben mir die verschiedenen Handlungsbögen, die regelmäßig für ein Aha-Erlebnis sorgten.
Dennoch muss nun keine Angst aufkommen, dass man selbst einmal in eine solche Lage gerät, denn der Fall Jessie Burlingame ist ziemlich speziell; jemandem mit einem gesunden Menschenverstand kann und wird so etwas nicht passieren – hoffentlich! Also traut euch und schaut mal rein!
Amelie, 20.05.2018